Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
Die Erstürmung von sechs Schiffen, die mit Hilfsgütern die israelische Blockade durchbrechen wollten, erhitzt nach wie vor die Gemüter. Warum zieht Israel nicht vorher die UN zu Hilfe und was fällt ihnen ein, in internationalen Gewässern einen Hilskonvoi zu kassieren? Die Vorwürfe klingen erst einmal berechtigt.
Man muss in diesem Zusammenhang die Lage im Krisengebiet näher betrachten. Israel befindet sich mit den Palästinensern - zumindest mit dem radikalen Teil von ihnen - im Krieg. Krieg verlangt ungewöhnliche Maßnahmen. Seit Jahren wird Israel von Gaza aus beschossen und hat etliche Opfer zu beklagen. In so einer Situation nützt eine langwierige Diskussion mit der UN nichts mehr. Mit Terroristen kann und will man nicht diskutieren. Daher muss sich auch eine internationale Flotte damit abfinden, dass ihre Ladung durchsucht wird.Bild: Statue von Winston Churchill in London, M. Schlüter/pixelio.de
Dass im Krieg andere Maßstäbe gelten, haben auch andere Länder und bis heute gefeierte Persönlichkeiten gezeigt. So wurden nach dem Ende des 1. Weltkrieges auf Winston Churchills eigenen Befehl weiterhin deutsche Kriegschiffe aufgespürt und vernichtet. Da wurde auch keine Rücksicht darauf genommen, dass der Krieg bereits beendet war oder sich die deutschen Schiffe in internationale Gewässern befanden. Macht heute oder hat überhaupt jemals irgendjemand England deswegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen oder sich darum gekümmert, in welchem Hoheitsgebiet sie tätig waren? Die deutsche Marine war eine Bedrohung. Auch nach Kriegsende wollte man keine deutschen Kriegschiffe dulden. Also jagte man sie von den Falkland-Inseln durch internationale Gewässer.
England gilt als ein Vorreiter, was Demokratie und Menschenrechte anbelangt. Trotzdem haben sie auch nach Kriegsende vor internationalen Gewässern nicht halt gemacht. Der damalige Marineminister Churchill hatte auch keinen Schaden davongetragen. Ganz im Gegenteil - er wurde in der Heimat und in der ganzen Welt als Held gefeiert.
Deutschland befindet sich gegenwärtig auch im Krieg in Afghanistan. Laut dem zurückgetretenen Bundespräsidenten Köhler ist eine der Ursachen dafür die Sicherung von Handelswegen. Wenn die ersten Bomben von Taliban in Berlin gezündet werden und es damit plötzlich um die eigene Sicherheit geht, wie würde die Bundeswehr reagieren? Würde man Hilfslieferungen ohne Kontrollen zu den Taliban lassen?
Israel befindet sich heute in einer ähnlichen Lage. Man kann der Bedrohung nur rigoros entgegentreten und muss auch Entscheidungen treffen, die auf den ersten Blick unmenschlich und ungesetzlich sind. Ein Land, das um die Sicherheit und das Leben der Bevölkerung fürchten muss, sollte man nicht durch unnötige Aktionen herausfordern oder provozieren.
Außergewöhnliche Umstände in Israel
- Autor: Maxwell
- Kategorie: Ausland
- Zugriffe: 2967
Diesen Artikel teilen:
Kommentare
http://www.youtube.com/watch?v=Q1U3gVdLezs&feature=related
Das Problem wird sich meiner Ansicht nach politisch nicht lösen können. Dafür sind die Vorstellungen der beiden Seiten zu unterschiedlich. Die einzige Hoffnung ist ein Umbruch von innen heraus. Sowohl unter den Israelis als auch bei den Palästinensern gibt es bereits Strömungen, die mit Solidarität und persönlichem Einsatz neue Wege aufzeigen, wie eine gemeinsame Zukunft gestaltet werden könnte. Diese Entwicklung steckt zwar noch in den Kinderschuhen und ist auf einzelne Regionen beschränkt, gibt allerdings Anlass zur Hoffnung. Die aktuellen Ereignisse sind ein Merkmal dieser Entwicklung. FreeGaza, die Initiatoren der Hilfslieferungen, sind ein Netzwerk internationaler Friedensaktivisten, die neben prominenten Persönlichkeiten, wie Noam Chomsky oder John Pilger, auch Israelis und Palästinenser in ihren Reihen haben. Die Liste der Unterstützer beinhaltet neben zahlreichen internationalen Gruppen, auch Netzwerke auch Israel und Palästina. So etwas macht Mut und sollte unterstützt werden.
Wer nun tatsächlich die historische Schuld an dem Konflikt trägt ist dabei meines Erachtens nach eine Nebensache. Denn die einen betrachten es als ihr Land und ihr Recht dort zu sein, die anderen fühlen sich besetzt und unterdrückt. Diese Positionen wird keiner aufgeben und keiner wird dem anderen Zugestehen Schuld an der ganzen Krise zu sein.
Um Frieden zu bekommen kann ich nicht unschuldige unterdrücken - ich kann aber auch umgekehrt nicht unschuldige mit Raketen abschiessen.
Man sollte also nicht versuchen die Schuldfrage zu klären, sondern bedingungslosen Frieden schließen und danach über weitere Schritte nachdenken. Solange aber Israelis durch Raketen aus dem Gaza getötet werden, ist es Israels Pflicht seine Bürger zu schützen und dafür zu sorgen, dass der radikale Teil der Palästinenser nicht weiter mit Waffen versorgt werden kann.
Palästinenser, die zwischen den Siedlungsgebieten der Israelis leben, sind täglichen Repressalien ausgesetzt.
Sie fordern, man solle sich damit abfinden, dass die Schiffsladungen durchsucht werden. Es geht hier allerdings um mehr als nur um Hilfsgüter! Die Aktion der Aktivisten zeigt einmal mehr auf, dass Israel noch lange nicht bereit ist die Verantwortung für seine Politik zu übernehmen. Ihr moralisches und ethisches Gesellschaftsgerüst ruht noch im letzten Jahrtausend. Die Eliten klammern sich noch an den Gedanken das auserwählte Volk in das Gelobte Land zu führen.
Ihre Politik säht Hass und fördert die Gegenreaktion in Form des Extremismus. Die Medien bezeichnen es als Terrorismus.
Es bleibt die Frage offen, wer wen terrorisiert.
Israel wird mit seiner derzeitigen moralischen und politischen Gesinnung niemals in Frieden leben. Die Hoffnung ruht auf die langsam auflebende innerisraelische Friedensbewegung.
Sie ziehen - mit der Zerstörung deutscher Kriegsschiffe nach Kriegsende durch die britische Marine und den deutschen Bundeswehreinsatz in Afghanistan - einen Vergleich heran, der an einen Vergleich von Birnen mit Äpfeln erinnert. Das Deutsche Kaiserreich und das Britische Empire waren souveräne (!) Staaten, die an einem Weltkrieg (!) beteiligt waren - nicht vergleichbar mit dem Nahost-Konflikt. Die Bundewehr in Afghanistan ist mit einem (sehr zweifelhaften) Mandat (!) der Vereinten Nationen (!) ausgestattet - nicht vergleichbar mit dem Nahost-Konflikt.
Israel ist seit seiner Gründung 1948 eine Besatzungsmacht mit Unterstützung der westlichen Mächte (Bemühen Sie sich der Geschichtsbücher, es ist belegt). Die arabischen Länder waren und sind mit der Bevormundung durch die westlichen Mächte nicht einverstanden. Es folgen der Unabhängigkeitskrieg, der Sechstagekrieg, der Jom-Kippur-Krieg und mehrere Libanonkriege.
Israel gewann durch die Kampfhandlungen an Territorium und ist seither daran interessiert dieses zu verteidigen, manche nennen diese Handlung auch Zionismus. Verteidigung auf israelisch bedeutet, dass man in die eroberten Gebiete Siedler entsendet, diese mit einer hochgerüsteten Armee beschützt und die heimische Bevölkerung drangsaliert, isoliert, vertreibt; kurzum: sich zu erbitterten Feinden macht.
Leider reduzieren Sie diese Ereignisse auf die einfache Formel, Israel befände sich mit dem radikalen Teil der Palästinenser im Krieg und rechtfertigen damit ihr Verhalten. Das unvorstellbare Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung findet in Ihrer Argumentation keinen Platz. Der Gazastreifen ist ein riesiges Gefängnis. Über 70% der ca. 2,2Mio. Einwohner leben in absoluter Armut.
......